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Putin meets Xi. Photo by www.kremlin.ru, CC BY 4.0, creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Folgenschwerer Flirt mit dem Autoritarismus

Entwicklungs- und Schwellenländer stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Vielerorts suchen Politiker und Bürger nach einfachen Lösungen und flirten mit dem Autoritarismus. Dies wird sich langfristig rächen, denn Autokratien sind Demokratien langfristig hoffnungslos unterlegen.

Innerhalb weniger Tage haben die Führer der beiden einflussreichsten Autokratien, China und Russland, die Weichen auf personelle Kontinuität gestellt.

Dies ist keineswegs nur für Dissidenten und Menschenrechtler eine schlechte Nachricht. Der politische Stillstand trifft auch die einfachen Bürger ganz konkret.

Wie der aktuelle Bertelsmann-Transformationsindex (BTI) zeigt, schneiden Autokratien über alle Politikbereiche hinweg deutlich schlechter ab als Demokratien. Korruption ist verbreiteter, Menschen erhalten weniger Aufstiegschancen und Unternehmer finden schlechtere Wettbewerbsbedingungen vor als in Demokratien.

Demokratien übertreffen Autokratien. Quelle: BTI 2018.

Doch anstatt auf die vergleichsweise gute Bilanz offener Gesellschaften bei der Lösung ihrer Probleme hinzuweisen, flirten auch immer mehr demokratisch gewählte Politiker mit dem Gedanken, sich nicht mehr mit einer lästigen Amtszeitbegrenzung, einer unabhängigen Justiz oder kritischen Journalisten herumschlagen zu müssen. Präsident auf Lebenszeit? „Maybe we’ll give that a shot some day.“ („Möglicherweise probieren wir das eines Tages selbst aus.”)

US-Präsident Trump stehen noch eine unabhängige Justiz, eine freie Presse und eine schlagkräftige Opposition gegenüber.

Autoritäre Populisten in einigen Entwicklungs- und Transformationsländern wie den Philippinen, Polen, der Türkei und Ungarn sind ihrem Ziel der Ausschaltung von Kontrollinstanzen schon viel näher. Sie hetzen unzufriedene Bürger gezielt gegen das freiheitliche und rechtsstaatliche Immunsystem des ihnen anvertrauten Staates auf und vergrößern dadurch nur soziale, ethnische und religiöse Spannungen.

Doch Konflikte werden langfristig nur durch Dialog, politische und soziale Teilhabe und durch institutionalisierte Machtwechsel überwunden. Aller Unkenrufe zum Trotz sind gefestigte Demokratien hierzu am besten in der Lage.

Robert Schwarz ist Projektmanager der Bertelsmann Stiftung.

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